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Kunstunterricht

„…Es gibt da diesen einen Raum, der ist so ganz anders als die Klassenräume, die wir so kennen. Es ist ein magischer Ort, denn da passieren ganz unterschiedliche Dinge, wo wir Themen behandeln, die etwas mit uns zu tun haben. Wir dürfen hier Kreativität ausleben! Aber er wird erst besonders, wenn wir zu Besuch sind.“

Schülerinnen und Schüler arbeiten künstlerisch im Atelier

An unserer Schule gibt es keinen Kunstraum. Dies wäre nämlich ein stummer Ort, wo Kunstobjekte nur gelagert werden. Künstlerinnen und Künstler arbeiten hingegen nicht in einem Lager, vielmehr arbeiten sie in einem resonanten Atelier.

Lernförderliches Klima

Raumdidaktisch folgt das Atelier der resonanten Lernraumgestaltung nach F. Mehnert (2020). Im resonanten Atelier gibt es drei Achsen im Resonanzdreieck: Die Lernachse zwischen Schüler und Lernstoff, Die Beziehungsachse zwischen Lehrkräften und Schülern und die Bildungsachse zwischen Lehrkräften und Lernstoff. Die Achsen sollen buchstäblich zum Schwingen angeregt und ein lernförderlichen Raumklima erzeugen. Dort arbeiten Schülerinnen und Schüler kollaborativ und projektorientiert in einer vorbereiteten Lernumgebung, wo Materialien frei zugänglich sind. Das Atelier soll aktiv frontalausgerichteten Unterricht vermeiden. Die Lehrkraft hat deshalb das eigene Pult in der äußersten Ecke (Chefecke). Somit rücken die Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt des Geschehens.

Projekte können sehr vielseitig sein. Kreativität und altersgerechte Imagination stehen dabei als Schlüsselkompetenzen im Vordergrund. Eine 5. Klasse hat zum Beispiel anhand von August Macke und Franz Marc an dem Projekt Fälscherwerkstatt gearbeitet.

Explorativ näherten sich die Schülerinnen und Schüler den in der Kunstgeschichte relevanten Künstlern, fertigten Plakate zu den Persönlichkeiten an und zeichneten Bildskizzen. Stück für Stück verwandelte sich das Atelier durch die Anwesenden in eine Werkstatt. Die Idee dahinter war, dass eigenständige Malereien entstehen, die im Oeuvre der eigentlichen Künstler noch fehlen würden. Anhand der eigenständigen Projekte können technische Aspekte wie Farbmischübungen, die ansonsten losgelöst wären, direkt integrieren werden. Das Gelernte hat einen Sinn für die Kinder, weil dies deren Projekte voranbringt.

In der Manier von Beltracchi, einem verschmitzten deutschen Künstler – der den Kunstmarkt durch seine Fälschungen auf den Kopf gestellt hat, entstanden die fehlenden Bilder, mitsamt auf Schreibmaschine geschriebenen Echtheitszertifikaten. Die erzählten eine dubiose Geschichte, wo das im Atelier entstandene Gemälde „wiedergefunden“ wurde.


In einem 7. Jahrgang arbeiteten die Schülerinnen und Schüler am Projekt Spieledesign. Anhand von Checklisten wurden in Vierer-Gruppen eigene Brettspiel-Prototypen entwickelt. Kollaborative Unterrichtsformen mit ungewissen Projektausgang sind für die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler nachhaltig. Wir freuen uns zwar über fertig realisierte Kunst – und Designobjekte, aber wir Lehrkräfte legen den Fokus auf die individuelle Persönlichkeitsentwicklung.

Wie man in Gruppen erfolgreich, zielorientiert und lösungsorientiert Ideen verwirklichen kann, das wird im geschützten Arbeitsumfeld Schule erprobt. Daher arbeiten wir gerne projektbezogen und ergebnisoffen im Kunstunterricht.

Mats Holmlund
Mats Holmlund